Lieber gelber Löwenzahn,
ich schau dich gar nicht gerne an.
Bald schweben dein Schirmchen weg
und setzen sich – oh Gärtnerschreck –
überall im Rasen fest.
Löwenzahn, du Gartenpest!
Ja, so mancher Gärtner hat überhaupt keine Freude mit der kleinen strahlenden Sonne – oder viel mehr mit den grünen Blättern und Wurzeln davon. Selbst wer seinen eigene Wiese immer schön kurz hält und den Löwenzahn erst gar nicht erblühen lässt, spätestens Mitte Mai landet trotzdem eine ganze Armada an kleinen Fallschirmen zwischen den Blumen und im Gemüsebeet. Und dort wo die kleinen Schirmchen landen, setzen sie sich fest und beginnen zügig anzuwachsen. Im Nu sprießen kleine Wurzelchen, die sich in den Boden krallen und die man auch durch beharrliches Zupfen nicht mehr alle raus bekommt.
Was für den einen ein großer Graus ist, ist für Naturliebhaber ein gar wundervoller Anblick. Unzählige gelbe Tupfen verteilt auf den Wiesen, die sich nach und nach in kleine weiß-graue Zauberkugeln verwandeln und vom Wind daovn getragen werden. Und auch für Kinder gibts nichts schöneres, als Löwenzahn zu pflücken. Die Hände und die Kleidung sind zum Trotz der Mütter danach übersäht mit kleinen braunen Flecken, die nicht mehr verschwinden wollen, aber der Löwenzahn gehört defintiv zu den schönen Kindheitserinnerungen. Habt ihr schon mal die Blütenstiele am Ende entwas eingeritzt und dann ins Wasser gelegt? In windeseile verwandeln sich die unscheinbaren Röhrchen zu kleinen Kunstwerken. Und es gibt wohl kaum jemanden, der noch nie die Schirmchen der Pusteblume in die Welt hinausgeblasen hat. Auch kleine Kränze lassen sich hervorragend aus Löwenzahn binden. Und für die Konstrukteure unter euch: versucht doch mal aus den Stielen eine Wasserleitung zu bauen!
Nicht nur als Spielgefährte, sondern auch in der Küche ist der Löwenzahn bei uns sehr gerne gesehen. Die kleinen frischen Blättchen im Salat sind eine schmackhafte Wohltat! Voll mit gesunden Inhaltsstoffen helfen sie gegen Frühjahrsmüdigkeit und wirken entwässernd und entschlackend.
Wem der dunkle Löwenzahn zu bitter ist, der kann einfach einen Tontopf über die Blattrosette des Löwenzahns stülpen und ein paar Tage abwarten. Es entsteht ein hellgelber, fast weißlicher Löwenzahn, der viel weniger bitter ist, aber dennoch sehr gesund.
Aus den unzähligen Zungen- und Röhrenblüten der Blütenköpfchen lässt sich feiner Löwenzahnhonig zubereiten. Mit Zucker und Wasser sowie etwas Zitrone aufgekocht entsteht nach und nach ein dickflüssiger Sirup, der hervorragend zum Süßen von Tee, zum Verfeinern von Desserts und Kuchen oder einfach als süßer Brotaufstrich zum Frühstück dient.
Das schmeckt ganz eindeutig nach Sommer!
Und im Herbst gehts an die Wurzeln. Wer schon einmal versucht hat, den Löwenzahn auszureissen, ist wahrscheinlich daran gescheitert. Die langen Pfahlwurzeln bohren sich bis zu 2m tief in die Erde. Mit einem Wurzelstecher, kann man sie aber recht einfach und auch große Stücke davon entfernen. Aber nein, die Wurzeln landen keinesfalls am Kompost. Sie werden gewaschen und gesäubert, in kleine Stückchen geschnitten, getrocknet und im Ofen geröstet. Fein gemahlen lässt sich ein verführerisch duftender Kaffee aus den eigentlich ungeliebten Wurzeln zaubern.
Probierts doch mal aus!