Viele Sagen und Mythen drehen sich um die geheimnisvolle und auch gespenstische Walpurgisnacht. Als Kräuterhexe ist für mich diese Nacht natürlich auch etwas ganz Besonderes und ich feiere sie jedes Jahr gerne.
Bevor ich euch ein paar Rezepte und Ideen für eure Walpurgisfeier gebe, möcht ich aber ein bisschen ausholen und euch erklären wo der Ursprung dieser Hexennacht liegt und warum sie gefeiert wird.
Ursprung und Bedeutung
Walpurgis oder Walpurga war eine heidnische Göttin – die Maikönigin. Später wurde sie christianisiert und dann heiliggesprochen, da man ihre Riten nur so inkorporieren konnte. Walpurga wird oft als weise (Farbe!) Frau oder Göttin mit feurigen Schuhen (Erwärmung der Erde), einer goldenen Krone (Sonne), mit Spiegeln (Seelenspiegel, Wiederauferstehung) und Spindel (Spinnen des Schicksals) dargestellt. Sie ist eindeutig eine Sonnengöttin.
Ihr Fest wird traditionell in der letzen Nacht der dunklen Jahreshälfte gefeiert, also vom 30. April auf den 1. Mai. In dieser Nacht öffnen sich die Türen zur Anderswelt, und die Schleier zwischen den Welten werden dünn.
Von Hexen und dem Teufel
Der Volksglaube weiß noch folgendes: unterirdische Schätze stiegen hoch und glühten, Brunnen gaben Wein statt Wasser und Weidenzweige wurden Wünschelruten. Von der weisen Frau fiel der Tau auf die Erde und befruchtete sie. Daher sollte in der Walpurgisnacht reichlich Tau fallen. Noch heute werden die Mädchen mit Wasser begossen, denn Maitau macht schön und erhält gesund.
Am tollsten treibt man es der Sage nach in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg. Vom Hexentanzplatz in Thale reiten die Hexen auf Besen, Mistgabeln, Schweinen oder Böcken zum Hexensabbat auf dem Brocken. Zuvor reiben sie sich mit “Hexensalbe” ein, die aus den narkotisierenden Stoffen von Tollkirsche, Nachtschatten, Schierling und anderen hochgiftigen Pflanzen gewonnen wird. Dort tanzen sie im Kreis mit dem Rücken zueinander um das Feuer herum und küssen anschließend dem Teufel den Hintern, heißt es. Dann lassen sie sich mit dem Teufel vermählen, worauf dieser die Hexen mit dem sogenannten Hexenmal zeichnet und ihnen die Fähigkeit zur Zauberei gibt.

Walpurgis war und ist noch heute das Fest der wilden Weiber, Männer haben bei diesem Fest nichts zu suchen. Junge Frauen und Mädchen flechten Kränze aus verschiedenen Blüten und Kräutern. Als Ausdruck von Unbeschwertheit und Lebensfreude wird ausgelassen ums Feuer getanzt.
Die Gundelrebe ist nicht nur eine alte Heil- sondern auch Zauberpflanze und Bestandteil vieler wichtiger Kräuterbräuche. Ein Kranz, geflochten aus der Gundelrebe den man die ganze Walpurgisnacht über trägt, soll dabei helfen Böses zu erkennen.
Beltane
Für die Kelten war Beltane einer der wichtigsten Feiertage ihres religiösen Jahres. Früher wurde es am nächstgelegenen Vollmond, heute allerdings vorwiegend in der Nacht auf den 1. Mai gefeiert. Es wurde der Beginn des Jahrestages (=Sommerhalbjahr) und das Erwachen der Erde zu neuem Leben gefeiert. Beltane ist das Fest der „Strahlenden Sonne“. BEL bedeutet strahlend, leuchtend, glänzend. TENE oder auch TEINE ist das „Feuer“. Der keltische Sonnengott trägt den Namen „Belenos“, „Bel“, „Bal“.

Es ist ein Fest der Freude, der Liebe, der Fruchtbarkeit und des Lebens. Es wird die Ankunft des Frühlings gefeiert und kann zweifellos als das erotischste aller heidnischen Feste bezeichnet werden. Das ist wohl auch der Grund, warum das das einzige keltische Fest ist, welches nicht von der Kirche übernommen wurde.
Im keltischen Jahreskreis war die 6. Vollmondnacht das wichtigste Fest nach Samhain im November. Während Samhain den Tod ehrt, ehrt Beltane das Leben. Es symbolisiert die Vermählung der Erde mit der Sonne. Nach altem Volksglauben vertreiben die germanischen Götter Wotan und Freya in dieser Nacht die Winter-Dämonen und zeugen den Frühling. Bei den Kelten war es der Sonnengott Belenos, der sein Bärenfell abgelegt hat und nun als strahlender junger Held mit seiner Braut, der blumengeschmückten Blumengöttin Belisana, an Beltane Hochzeit feiert.
Dieses Fest diente auch der Brautschau und da alle euphorisch den kommenden Monaten entgegenblickten, war sie meist erfolgreich. Sexualität spielte seit jeher in dieser Zeit des Jahres eine große Rolle. Im Mai zieht die Natur ihr Hochzeitskleid an. Überall erstrahlt sie in ihrer Pracht und Schönheit.

Die Natur ist nun ein Spiegel der Sinnlichkeit, der Schönheit, der Lebensfreude und der Fruchtbarkeit. Rings herum duftet es, es wächst und gedeiht. Die Natur entfaltet sich und man spürt eine große Energie – die Kraft der Fortpflanzung.
Furchtbarkeit und Fortpflanzung spielen im Mai bei Tier, Pflanze und natürlich auch Mensch eine große Rolle. In der Walpurgisnacht wälzten sich Paare auf den Feldern und Äckern, denn es sollte Fruchtbarkeit und reiche Ernte bringen. Und nackt im Morgentau, um sich jugendliche Schönheit und Gesundheit zu sichern..
Auch bei den Germanen waren derartige Frühlingsfeste bekannt. Es wurde ebenso mit Freudenfeuern gefeiert. Aber es wurden auch die so genannten „Weißen Frauen – die Hagazussen“ befragt, die in den heiligen Hainen auf der Schwelle zwischen Menschen- und Geisterwelt saßen, um die Zukunft vorauszusagen.
Zu Beginn der Christianisierung wurden diese heidnischen Riten verboten. Man sah alles als finstere Magie an und die Hagazussen wurde zu „Hexen“, die mit dem Teufel im Bunde standen. Ebenso wurden Gerüchte in die Welt gesetzt, dass jene, die die alten Feste feiern, dem Teufel hörig seien. Sie würden als Hexen in die Nacht hinausfliegen, um am Blocksberg (dem heutigen Brocken im Harz) mit dem Teufel zu tanzen.
Hexensalbe
Echte Flugsalben bestehen aus hochgiftigen und berauschenden Kräutern weshalb die Verarbeitung und Anwendung lebensgefährlich ist. Diese Hexensalbe lässt uns aber auch durch den Tag schweben und ist dabei völlig harmlos.

- 20g Vanille-Ölauszug
(1 Vanilleschote aufschneiden und in Mandelöl ausziehen) - 30g Johanniskrautöl
- 5g Bienenwachs
- 5g Sheabutter
- 4 Tropfen ätherisches Rosenöl
Zubereitung:
Öle und Wachs in ein Becherglas geben und im Wasserbad schmelzen. Wenn alle Bestandteile vollkommen flüssig sind, die Sheabutter einrühren und die ätherischen Öle hinzufügen und in Tiegel abfüllen.
Walpurgis-Räucherung
Fixer Bestandteil aller keltischen Feste sowie hexischer Rituale sind Räucherungen. In der Walpurgisnacht dienen sie zur Danksagung und zum Orakeln. Natürlich verwendete man auch aphrodisierende Kräuter um so eine möglichst ausgelassene und erotische Stimmung zu erzeugen.

- 1 Teil Muskatellersalbei
- 1 Teil Rose
- 1 Teil Mariengras
- 1 Teil Patchouli
- 1 Teil Styrax
- ½ Teil Damiana
Auch das Verräuchern von Ritualgebinden wie dem Kräuterbuschen, dem Adventkranz oder dem Palmbuschen ist zu Walpurgis denkbar und sorgt für eine besondere Stimmung.
Rituale und Bräuche
Erreiche was du willst!
Grabe in der Walpurgisnacht eine Blumenzwiebel deiner Wahl aus.
Diese Symbolisiert einen Wunsch, der sich dann zur Realität entwickeln soll. Halte die Zwiebel eine Weile in jede Himmelsrichtung fange dabei im Osten an. Dann Richtung Süden, Westen und Norden. Danke der Göttin für ihr Gehör und für die Liebe, die dir zuteil wird. Denke nun intensiv an das was du erreichen willst und wie es sein wird, wenn dein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Dann stecke die Zwiebel in einen kleinen Beutel (am besten ein roter) und trage sie immer bei dir. Der Zauber wird sich in den kommenden Monaten bemerkbar machen.

Blütenkränze
Junge Mädchen und Frauen flechten Kränze aus verschiedenen Kräutern und Blüten. Sie symbolisieren das Erwachen des Frühlings. Verwendet werden dafür alle Kräuter, die gerade Saison haben. zB. Labkraut, Gundelrebe, Efeu, dünne Birkenzweige, Maiglöckchen, Waldmeister, Gänseblümchen, Löwenzahn, usw.
Der Maibaum
Das Maibaum aufstellen ist in vielen ländlichen Gebieten im Brauchtum fest verankert. Der Maibaum ist ein Phallussymbol und steht für Fruchtbarkeit und lebenserweckende Kraft. Vielerorts klettern die Burschen auf den Maibaum um so ihre Männlichkeit zu demonstrieren und ihrer Liebsten zu imponieren.
Früher wurde der Maibaum traditionell erst am Tag vor dem 1. Mai geschlagen. Ursprünglich wurden für den Maibaum Birken verwendet. Da diese bei uns allerdings eher selten vorkommen, wich man irgendwann auf Fichten und andere Nadelbäume aus. Und so tragen unsere typischen Maibäume auch heute noch Nadeln statt Blätter. 😉
Weit verbreitet ist auch der Brauch des „Maibaum stellens“. So werden mit bunten Bändern geschmückte Bäume oder Äste (meist von der Birke) von den jungen Männern vor das Haus ihrer Angebeteten gestellt und ihr somit die Liebe erklärt. Je größer und prächtiger der Baum, desto größer die Liebe.
Das Wetter für die kommende Walpurgisnacht sieht aus heutiger Sicht nicht besonders gut aus. Der vorausgesagte Regen ist aber aktuell dringend notwendig und wenn man den Bauernregeln der Hexennacht glaubt, ist es gar kein schlechtes Zeichen.
“Ist die Hexennacht voll Regen wird’s ein Jahr mit reichlich Segen.”
“Regen auf Walpurgisnacht hat stets ein gutes Jahr gebracht.”

Wenn ihr nun Lust bekommen habt, die Walpurgisnacht zu feiern, schaut euch auch unbedingt das Rezept für den Hexenwein an.
Für Kinder könnt ihr den Wein weglassen und die Kräuter nur in Kirschsaft und etwas Mineralwasser für einige Stunden ansetzen.
Diese Kinderversion ist im Gegensatz zum echten Hexenwein aber leider nicht lange haltbar und muss gleich ausgetrunken werden.
Ich wünsche euch eine hexische Walpurgisnacht und freue mich, wenn ihr meine Ideen aufgreift und mich auf Instagram @pinzgauer_naturzauberwerke verlinkt.