Das Blut der Kirsche

Das Blut der Kirsche

Vor ein paar Tagen stand ich im Garten und schaute den Kindern beim Spielen im Schnee zu. Irgendwann fiel mein Blick auf den alten Kirschbaum, bei dem vor einiger Zeit ein Ast abgeschnitten worden war. An der Wunde klebte Kirschharz, welches in der Sonne wie Bernstein glänzte und leuchtete.

Die Vorzüge von diesem besonderen Harz, welches eigentlich gar keines ist, kenne ich schon ein Weilchen. Aber weil man Kirschharz nicht so oft findet, verwende ich es zugegebener Maßen auch nur selten und dann äußerst sparsam.

Was ist das Besondere an Kirschharz?

Bevor ich euch etwas über die Verwendung von Kirschharz erzähle, muss ich aber den Begriff genauer definieren. Ich schrieb ja schon, dass Kirschharz eigentlich gar kein Harz ist. Das Wundsekret von Kirschbäumen und auch allen anderen Rosengewächsen (Ja, die Kirsche, ebenso wie Marille, Apfel & Co gehören zur Familie der Rosengewächse) nennt sich nämlich Gummi. Der Unterschied zwischen echtem Harz, welches von Nadelbäumen produziert wird und diesem Gummi, ist ganz einfach: Gummi ist wasserlöslich, Harz nicht.

Aufgrund der Beschaffenheit und des Aussehens und natürlich aus dem Umstand resultierend, dass es wie Harz aus verletzten Teilen von Bäumen kommt, werden diese Gummi umgangssprachlich fast überall als Harze bezeichnet.

Wozu wird Kirschharz verwendet?

– als Räucherung

Kirschharz als Räucherung hilft uns, die innere Ruhe und Stärke wieder zu finden.
Wenn das Leben mal wieder höchst turbulent ist und wir uns von uns selbst und den Mitmenschen nur gestresst fühlen und ganz nervös sind, dann kann uns so eine Kirschharz-Räucherung unsere Gelassenheit zurückbringen. Wichtig ist nur, dass Gummi in ganz kleinen Mengen bzw. pulverisiert verwendet wird. Es entwickelt einen sehr eigenen Geruch und sollte deshalb immer mit wohlduftenden Kräutern oder Harzen kombiniert werden.

– in der Naturapotheke

Der Gummi wirkt reizlindernd und leicht desinfizierend. Diese Wirkung kann man sich sehr gut bei Halsschmerzen zu Nutze machen. Das „Harz“ wird einfach frisch vom Baum geerntet und als ganzes Stück wie ein Zuckerl gelutscht. Da dieses Harz wasserlöslich ist, kann man sich damit auch einen wohltuenden Halswehtee aufgießen.

In alten Kräuterbüchern findet man auch Informationen darüber, dass das „Blut“ der Kirschen eine antivirale Wirkung haben soll.

Übrigens wurde der Gummi von Kirschbäumen und anderen Rosengewächsen in früherer Zeit zur Produktion von Tinte verwendet. Auch um Gemälde lange schön und haltbar zu machen wurden sie mit einer Schicht aus Kirschharz überzogen. Diese ist farblos und somit bestens als „Lackersatz“ geeignet.

Alle Kirscharten und auch viele andere Bäume geben bei Verletzung diesen Gummi als Wundverschluss ab. Deshalb lohnt es sich, die Bäume in der eigenen Umgebung genauer anzusehen. Ich sammle den Gummi wann immer sich die Gelegenheit ergibt und bewahre das „Kirscheblut“ in einem dunklen Schraubglas auf, bis ich es brauche.

In der De Materia Medica schreibt Dioscorides Pedanios über den Kirschgummi ebenso Positives. Neben dem Hustenmittel sagt er ihm eine Wirkung bei Blasensteinen nach. Für die Blasenstein-Medizin wird der  Kirschgummi in etwas Wein angesetzt bis er sich aufgelöst hat. Dieser Medizinal-Wein wird dann getrunken. Ob diese Anwendung  hilft, weiß ich nicht – aber einen Versuch ist es wert!

Viel Spaß beim Kirschharz sammeln!

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