Der Herbst zieht ins Land und die Bäume beginnen sich zu verfärben. Eine Art, die dabei immer besonders farbenprächtig hervorsticht ist der Ahorn. Doch ist dir schon einmal aufgefallen, dass es bei uns zwei Ahornarten gibt, die besonders häufig zu finden sind? Es handelt sich um Bergahorn und Spitzahorn.
Im direkten Vergleich sind sie ganz einfach voneinander zu unterscheiden. Doch sieht man nur einen von ihnen, wirds etwas kniffliger. Ich verrat dir heute, wie du die beiden ganz klar auseinanderhalten kannst
🌳 Der Bergahorn – Charakterbaum der Alpenlandschaft
Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) ist einer der prägendsten Bäume des Alpenraums. Kaum ein Spaziergang durch Bergtäler, Almen oder Waldränder, bei dem man ihm nicht begegnet. Mit seiner weiten, lichten Krone und dem kräftigen Stamm trotzt er Wind, Schnee und steilem Gelände – ein wahrer Überlebenskünstler der Berge. Besonders auf frischen, nährstoffreichen Böden fühlt er sich wohl und wächst oft dort, wo andere Baumarten längst aufgeben müssten.
Er spendet nicht nur Schatten für Weidetiere und Schutz vor Lawinen und Erosion, sondern prägt mit seinem hellgrünen Laub und den goldgelben Herbstfarben auch das typische Bild vieler alpiner Kulturlandschaften. Für viele Bergbauern gilt der Bergahorn zudem als Haus- und Schutzbaum, der Stärke, Beständigkeit und Verbundenheit mit der Natur symbolisiert.
🌳 Der Spitzahorn – zwischen Wildnis und Asphalt
Der Spitzahorn (Acer platanoides) ist vor allem in Städten, Parks und Gärten weit verbreitet und zählt zu den anpassungsfähigsten heimischen Laubbäumen. Er verträgt Trockenheit, Hitze und sogar Streusalz erstaunlich gut – Eigenschaften, die ihn zum idealen Stadt- und Alleebaum machen. Seine kräftig grüne Krone spendet im Sommer wohltuenden Schatten, und im Herbst verwandeln sich seine Blätter in ein leuchtendes Meer aus Gelb- und Goldtönen, das die Stadtlandschaft in warmes Licht taucht.
Auch in der Natur findet man ihn häufig an Waldrändern und in Auwäldern, wo er sich mit seiner tiefen Wurzel gut behauptet.
so unterscheidest du Spitzahorn und Bergahorn
Der einfachste Weg, Bergahorn und Spitzahorn zu unterscheiden, ist der Blick auf die Blätter:
Bergahorn (links): Seine Blätter sind meist etwas größer, haben viele kleine Spitzen an den Blattenden und eine hellgrüne, matte Unterseite. Ganz typisch für den Bergahorn sind die spitz zulaufenden Einkerbungen zwischen den Blattlappen – ein feines, aber sehr deutliches Unterscheidungsmerkmal (siehe Bild links unten).
Die Blattstiele sind leicht unbehaart, und beim Abbrechen tritt in der Regel kein Milchsaft aus.
Spitzahorn (rechts): Wie der Name schon verrät, laufen die Blattzipfel ganz spitz zu. Die Einkerbungen zwischen den Lappen sind dagegen rundlich geformt. (Siehe Bild rechts unten). Seine Blätter wirken insgesamt glänzender und etwas fester. Zwar wird oft erwähnt, dass beim Abbrechen des Blattstiels Milchsaft austritt – doch dieses Merkmal ist nicht immer zuverlässig sichtbar und kann je nach Baum und Jahreszeit variieren.
Verwendung
Beide Ahornarten sind wertvolle Bienenweiden und zugleich sehr anpassungsfähige Schattenbäume, was sie für die stetig heißer werdenden Sommer zu tollen Begleitern macht. Ihre Blätter zersetzen sich verhältnismäßig schnell und fördern so den gesunden Bodenaufbau. Auch für uns Menschen haben sie einiges zu bieten:
- Holz: Ahornholz ist hell, feinporig und besonders geschätzt für Musikinstrumente, Möbel und zB Löffel aus heimischem Holz.
- Naturkosmetik & Hausapotheke: Junge Ahornblätter enthalten Gerbstoffe, die leicht adstringierend und hautberuhigend wirken – ideal als sanfte Zutat in Deos oder Gesichtswässern. Ein Aufguss aus jungen Blättern kann in Tonics, After-Sun- oder Fußsprays eingesetzt werden, um die Haut zu erfrischen und leicht zu festigen.
- Küche: Keimlinge und junge Blätter können im Frühling als besondere Ergänzung in Salaten oder Suppen dienen. Aus den Blütentrieben kann Sirup hergestellt werden.
- Räuchern: Getrocknete Ahornblätter lassen sich in Räuchermischungen verwenden – sie stehen für Lebenskraft, Schutz und Balance. Besonders der Bergahorn wird in alten Überlieferungen als Schutzbaum gegen negative Energien beschrieben.
- Symbolik: Ein Ahornzweig oder -kranz am Haus oder in der Vase gilt vielerorts als Symbol für Stärke und Ausgleich – eine schöne natürliche Dekoration mit Bedeutung.
Warum es sich lohnt, die Unterschiede zu kennen
Für die praktische Verwendung spielt es kaum eine Rolle, ob man einen Bergahorn oder einen Spitzahorn vor sich hat – beide sind heimische, wertvolle Baumarten. Doch das genaue Beobachten und Unterscheiden ist ein wichtiger Teil des naturverbundenen Lernens.
Bei meinen Kräuterwanderungen lade ich die Teilnehmer immer wieder zu solchen kleinen Übungen ein: genau hinsehen, Strukturen wahrnehmen, sich Details einprägen. Denn wer beginnt, diese feinen Unterschiede zwischen Blättern, Rinden oder Blüten zu erkennen, schult nicht nur sein Wissen, sondern auch seine Wahrnehmung und Achtsamkeit. So entsteht eine tiefere Verbindung zur Natur – Blatt für Blatt, Baum für Baum.
Und wer weiß – vielleicht stehst du eines Tages vor einem mächtigen kanadischen Ahorn und fragst dich, worin er sich von unseren heimischen Arten unterscheidet. Dann kannst du dir dieses Wissen ganz einfach ins Gedächtnis rufen und direkt vor Ort vergleichen. 🍁
Falls du immer schon mal wissen wolltest, warum sich die Blätter im Herbst eigentlich verfärben. Kannst du das hier nachlesen: KLICK


