In den Osterferien führte uns unser Weg wieder einmal ein Stückchen weg von der Heimat. Und zwar in die Bundeshauptstadt von Sachsen: nach Dresden! Neben den weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie der Frauenkirche, der Semperoper und dem Dresdner Zwinger (aktuell herrscht dort eine ziemliche Baustelle – war also nicht sehr sehenswert) besuchten wir auch ein paar botanische Sehenswürdigkeiten rund um Dresden, die man als Pflanzen- und Gartenliebhaber – wenn man schon mal in dieser Ecke Deutschlands ist, gesehen haben sollte.
Schloss Pillnitz und seine Kamelie
Schloss Pillnitz ist ein ehemaliges königliches Lustschloss, welches ein bisschen außerhalb von Dresden liegt. Es besitzt einen wunderschönen riesigen Schlossgarten (der jetzt im Frühling leider noch weitestgehend im Winterschlaf liegt). Die große Gartenanlage mitsamt dem Palmenhaus und der Orangerie verdankt Pillnitz der botanischen Leidenschaft früherer Herrscher von Schloss Pillnitz.
Und genau dort im Schlossgarten findet man die älteste und größte Kamelie auf dem europäischen Kontinent. Wer Kamelien kennt, weiß, dass diese nicht winterhart sind. Dieses Exemplar steht aber nicht wie man es von ähnlichen Pflanzen kennt in einem großen Pflanzkübel und wird im Winter verstaut und auch steht sie in keinem herkömmlichen Gewächshaus, sondern wächst frei zwischen dem englischen und dem japanischen Pavillon im Pillnitzer Schlosspark.
Aber von Anfang an….
Die Kamelie botanisch als Camellia bekannt, ist ein immergrüner, aber nicht winterharter Strauch bzw. Baum aus der Familie der Teestrauchgewächse. Sie stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde im 18. Jahrhundert nach Europa eingeführt.Mit einer Höhe von fast 9 Metern und einem Kronendurchmesser von 13 Metern ist die Pillnitzer Kamelie die größte Europas. Im Frühling – zwischen Februar und April – kann man sie in ihrer vollen Pracht bewundern. Rund 35.000 rote Blüten erstrahlen im Pillnitzer Schlosspark. Und man kann es kaum glauben: dieses Blütenschauspiel wiederholt sich in Pillnitz nun bereits seit mehr als 200 Jahren. Der Hofgärtner Carl Adolph Terscheck hat die Pillnitzer Kamelie nämlich bereits 1801 an ihrem heutigen Standort ausgepflanzt.
Wann und wie diese Kamelie nach Pillnitz gekommen ist, und wie alt sie damals war, kann aber nicht mehr vollständig rekonstruiert werden. Die Legende besagt, dass der schwedische Arzt und Botaniker Karl Peter Thunberg 1776 von einer Japanreise 4 Kamelien in die botanischen Gärten von Kew bei London mitgebracht hat. Ein Exemplar davon verblieb in London, die anderen drei sollen nach Hannover, Schönbrunn und Pillnitz weitergegeben worden sein. Die Einzige von diesen vier Pflanzen, die heute noch existiert, ist die Pillnitzer Kamelie. Einer Schätzung nach ist sie heute rund 250 Jahre alt.
Wie bereits erwähnt sind Kamelien nicht winterhart. Deshalb wurde die im Freiland stehende Pillnitzer Kamelie anfangs in den Wintermonaten durch Stroh geschützt. Zur besseren Überwinterung wurde aber bereits im 19. Jhd. jedes Jahr im Herbst ein beheizbares, hölzernes Haus um sie herum gebaut, welches ihr 1905 aber fast zum Verhängnis wurde. Denn das hölzerne Schutzhaus brannte nieder. Wie durch ein Wunder, überlebte die Pillnitzer Kamelie. Denn gerade an jenem verhängnisvollen Tag langen die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Durch das Löschwasser bildete sich um die Zweige und um den Stamm eine schützende Eisschicht (diese Taktik wird übrigens heute noch von Obstbauern angewendet, wenn im Frühling starke Spätfröste kommen).
1992 bekam die Kamelie ihr aktuelles Winter-Schutzhaus. Die Besonderheit daran: das gläserne Schutzhaus ist mobil und wird, sobald es die Temperaturen zulassen, über eine Schienenkonstruktion zur Seite gefahren. Das Winterhaus wird auf eine Lufttemperatur zwischen vier und sechs Grad geheizt. Somit wird die Kamelie hoffentlich noch sehr viele Jahre in Pillnitz erhalten bleiben.
Zur Zeit der Kamelienblüte liegt der restliche Schlosspark leider weitestgehend noch im Winterschlaf. Sehr sehenswert ist aber auch das Palmenhaus und die Orangerie, die eine tolle Ausstellung über die botanische Geschichte von Schloss Pillnitz beinhaltet. Übrigens kann man in Pillnitz auch Ableger dieser besondere Kamelie kaufen und sie so zuhause weiterleben lassen.
Auf Fotos lässt sich die wahre Pracht der Kamilie gar nicht so recht einfangen. Man muss sie wirklich live gesehen haben!
Unsere 2. Botanische Besonderheit, die wir in unserem Urlaub besucht haben, ist fast so alt wie die Kamelie. Ein Spaziergang mit Hund und Kindern über Wiesen und Felder führte uns zum Aussichtspunkt mit herrlichem Blick über Dresden. Dort steht die „Babisnauer Pappel“.
Diese Schwarzpappel wurde 1808 als Grenzmarkierung gepflanzt. Bereits 1885 wurde neben der Pappel ein hölzerne Aussichtsturm errichtet. Immer wieder erneuert und modernisiert, steht heute ein eine erst 2022 errichtete Aussichtsplattform sowie ein steinerner Tisch und Bänke im Umkreis der Pappel und lädt zum Verweilen ein.
1890 wurde direkt neben der Pappel die „Bismark Eiche“ gepflanzt.
Da die Pappel über die Jahre von Wind und Wetter schon schwer gezeichnet und beschädigt wurde und schon mehrmals gestützt werden musste, hat man 2006 aus einem Steckling der Altpappel eine neue, junge Pappel gezogen und sie neben ihrem Mutterbaum gepflanzt.
So kann die Babisnauer Pappel hoffentlich auch noch viele Jahre oder Jahrhunderte dort überdauern.
Egal ob nun die Pillnitzer Kamelie oder die Babisnauer Pappel – immer wenn ich vor solchen Pflanzenurgesteinen stehe, frage ich mich, welche Geschichten sie wohl erzählen könnten. Sie haben dort Kriege überdauert, Freud und Leid miterlebt, Wind und Wetter getrotzt. Aber leider bleiben all diese Geschichten für immer ihr Geheimnis.