Der 15. August – Mariä Himmelfahrt, der Tag an dem in vielen Orten prächtige Kräuterbuschen zur Weihe in die Kirche getragen werden.
Die Tradition besagt, dass der Kräuterbuschen am Morgen des 15. Augustes noch vor Sonnenaufgang gebunden werden soll. Es heißt also früh aufstehen. Gebunden werden die Büschel aus einer Vielzahl von Kräutern, Blüten aber auch Getreidesorten. Wichtig dabei sind nicht die verwendeten Kräutern sondern die Anzahl der verschiedenen verwendeten Kräuter.
Traditonell werden 7 oder 9 verschiedene Kräuter in den Buschen eingebunden. Je nach Region und Brauchtum kann dies aber abweichen und es können sogar bis zu 99 verschiedene Kräuter verwendet werden.
Doch eines ist überall gleich: im Zentrum des Buschens steht immer die Königskerze, eine Pflanze, die nur an den sonnigsten, wärmsten und trockensten Plätzen zu finden ist. Um sie herum kommen neben Alant (mancherorts wird für jede Person und jedes Tier im Haus/am Hof eine Alantblüte eingebunden) und dem echten Johanniskraut, Kräuter wie Wermut, Beifuß, Schafgarbe, Kamille, Frauenmantel, Thymian, … All jene, die man im eigenen Garten hat, findet oder einfach verwenden möchte.
Mit einem Stück Naturbast wird der Buschen am unteren Ende schön abgebunden. Auch hier gibt es wieder unzählige Mythen und Bräuche was die genaue Art des Bindens, der Windungen des Bastes und der Knoten angeht.
Nach der Kräuterweihe wird der Buschen sorgfältig getrocknet. Am heiligen Abend – also am 24. Dezember – werden die Kräuter in drei Teile aufgeteilt. Der erste Teil wird fein zerhackt und zum „rachn geh“ in den Raunächten verwendet um Unheil und böse Geister von Haus und Hof fernzuhalten. Der zweite Teil wird ebenfalls fein zerhackt und mit Salz vermischt dem Vieh verfüttert, damit es von Krankheiten und Unfällen verschont bleibt. Der dritte und größte Teil des Buschens sorgt über das ganze Jahr verteilt für die Gesundheit der Menschen. Die getrockneten und geweihten Kräuter dienten früher als Haus- und Hofapotheke – besonders während der kalten Wintermonate, wo man auf keine frischen Kräuter und andere Heilmittel zurückgreifen konnte. Auch heute werden die Kräuter des Buschens noch dafür verwendet, meist werden sie zu Tee zerkleinert, da dieser besonders heilkräftig sein soll. Ausserdem werden die getrockneten Kräuter bei starken Gewittern ins offene Feuer geworfen bzw. vor dem Haus abgebrannt um Blitzschläge und Sturmschäden abzuwenden.
Dies sind aber nur einige der „Anwendungsmöglichkeiten“ der traditionellen Kräuterbuschen. Regional unterschiedlich, gibt es auch noch folgende Einsatzgebiete:
- Bei Krankheiten werden Kräuterbuschen mit Weihrauch vermischt im Krankenzimmer aufgehängt.
- Brautleuten legt man in der Hochzeitsnacht Kräuter unters Kopfkissen – sie sollen ein langes, kinderreiches Leben bescheren.
- Tote bekommen ein Kreuz aus geweihten Kräutern aufgelegt – als Stärkung für ihre letzte Reise.
Der 15. August ist aber nicht nur nur der Tag der Kräuterweihe sondern auch der Beginn des „Frauendreißigers“ – so werden die 30 Tage von Mariä Himmelfahrt bis zum Fest Maria Namen am 12. September genannt. Auch hier gibt es lokale Abweichungen: in machen Gebieten endet der Frauendreissiger schon am „kleinen Frauentag“, dem 8. September; in anderen Gegenden erst am 15. September. Aber egal wann er wo endet, seit jeher ist der Frauendreissiger überall eine ganz besondere Zeit um Kräuter zu sammeln, da in diesen 30 Tagen die Wurzeln und Kräuter ganz besonders heilkräftig sein sollen.