In vielen Regionen wird nach alter Tradition am 15. August die Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt gefeiert. In zahlreichen Orten werden dafür prächtige Kräuterbuschen gebunden und zur Weihe in die Kirche getragen – ein Brauch, der tief in der Naturheilkunde und regionalen Ritualen verwurzelt ist.
Die Bedeutung des Kräuterbuschens
Traditionell wird der Kräuterbuschen am Morgen des 15. Augusts – noch vor Sonnenaufgang – gebunden. Es heißt also früh aufstehen, um für die Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt alle Kräuter parat zu haben. Am besten überlegst du dir deshalb schon vorher, welche Kräuter du pflücken möchtest, und wo sie zu finden sind.
Wichtig ist aber nicht nur die Auswahl der Kräuter, sondern vor allem die Anzahl der verwendeten Pflanzen. Üblicherweise werden 7 oder 9 Kräuter in den Strauß eingebunden, doch in einigen Regionen können es auch bis zu 99 verschiedene Kräuter sein. Diese Zahl ergibt sich aus verschiedenen, überlieferten Brauchtümern: 7 steht für die Tage der Schöpfung. 9 ergibt sich aus dem Vielfachen der göttlichen 3 (Vater, Sohn, Heiliger Geist).
Ob du nun aber 7, 9 oder eine ganz andere Anzahl an Kräutern verwendest, ist schlussendlich ganz dir überlassen. Ich sammle meine Lieblingskräuter und alle, die mich an diesem Tag noch ansprechen.

Welche Kräuter kommen in den Buschen und wie wird er gebunden?
Im Zentrum des Kräuterbuschens steht traditionell immer die Königskerze, sie bildet als Sonnenpflanze, die besonders die wärmsten, sonnigsten und trockensten Plätze bevorzugt, die Mitte des Kräuterstaußes. Um sie herum finden sich viele weitere Heil- und Würzkräuter, die je nach Region und Brauchtum variieren.
Zu den häufigsten gehören: Alant, Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Schafgarbe, Kamille, Frauenmantel, Ringeblume, Lavendel und Thymian. Besonders interessant ist, dass in manchen Gegenden für jedes Tier und jede Person im Haushalt eine Alantblüte in den Kräuterstrauß eingebunden wird. Alant ist nämlich nicht nur eine besondere Heilpflanze, sondern dient seit jeher als große Schutzpflanze. Durch das Einbinden der Blüten erhofft man sich Schutz und Segen für alle Menschen und Tiere.
Der Kräuterbuschen wird dann am unteren Ende zusammengebunden – auch hier gibt es viele lokale Mythen und Bräuche rund um das Verwendete Bindematerial, die Art des Bindens, und die Windungen und Knoten. Danach wird er zur Weihe in die Kirche getragen – du kannst ihn aber auch einfach zuhause ganz für dich alleine oder mit der Familie „weihen“.

Die Verwendung der geweihten Kräuter
Nach der Kräuterweihe wird der Kräuterstrauß – oder Kräuterbuschen wie er hier zu Lande genannt wird – sorgfältig getrocknet. Am Heiligen Abend (24. Dezember) teilt man ihn in drei Teile:
- Der erste Teil wird fein zerkleinert und zum „rachn geh“ – dem Räuchern in den Raunächten verwendet. Das geweihte und heilkräftige Räucherwerk soll böse Geister und Unheil fernhalten.
- Der zweite Teil wird ebenfalls zerkleinert und mit Salz vermischt, um es dem Vieh zu füttern – dies soll das Vieh vor Krankheiten und Unfällen schützen.
- Der dritte, größte Teil sorgt über das Jahr hinweg für die Gesundheit der Menschen. Traditionell diente der getrocknete Kräuterbuschen als Haus- und Hofapotheke, besonders in den kalten Wintermonaten, wenn frische Kräuter schwer zu bekommen waren.
Auch heute noch werden die Kräuter gerne für besonders heilkräftig geltende Tees oder Kräutersalz verwendet. In einigen Gegenden ist es auch Brauch, die getrockneten Kräuter bei Gewitter ins Feuer zu werfen oder vor dem Haus zu verbrennen, um Blitzschläge und Sturmschäden abzuwenden.

Regionale Bräuche und Anwendungsmöglichkeiten der Kräuterbuschen
Je nach Region gibt es auch noch andere traditionelle Einsatzmöglichkeiten für die Kräuterbuschen:
- Bei Krankheiten wird der Kräuterbuschen mit Weihrauch vermischt und im Krankenzimmer verräuchert, um die Heilung zu unterstützen.
- Brautleuten werden Kräuter in der Hochzeitsnacht unter das Kopfkissen gelegt, um ein langes, kinderreiches Leben zu gewährleisten.
- Verstorbenen wird ein Kreuz aus geweihten Kräutern aufgelegt, um ihnen Kraft für ihre letzte Reise zu geben.

Der Frauendreißiger: Die besondere Zeit nach Mariä Himmelfahrt
Der 15. August markiert auch den Beginn des „Frauendreißigers“ – der 30 Tage von Mariä Himmelfahrt bis zum Fest Maria Namen (12. September). Diese Zeit ist traditionell besonders für das Sammeln von Kräutern und Wurzeln geeignet, da in diesen Tagen die Pflanzen als besonders heilkräftig gelten. In jedem Fall ist dies eine wertvolle Zeit, um die Kräfte der Natur zu nutzen und die Hausapotheke für den Winter mit heilkräftigen Pflanzen und Zubereitungen zu füllen.
Kennst du die Tradition der Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt und gibt es in deiner Region vielleicht spezielle Bräuche und Riten dazu? Erzähl mir gerne in den Kommentaren mehr davon!