Bestimmt sind euch schon die ein oder anderen Baumknospen in eurem Leben begegnet. Doch habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob man sie irgendwie verwenden kann und wozu sie eigentlich da sind?
Die Verwendung von Bäumen in der Naturheilkunde war lange Zeit eigentlich gar kein Thema. Erst seit einigen Jahren tauchen sie wieder in den „modernen“ Kräuter- und Naturheilbüchern unter dem Namen Gemmotherapie auf – die Knospen sind zurück in der Naturheilkunde.
Zurück? Ja, denn bereits vor rund 8000 Jahren wurden Knospen und Triebspitzen als Medizin und Nahrung eingesetzt. Für Hildegard von Bingen waren Knospen eine der wichtigsten Zutaten für so manches Heilmittel. Trotz jahrtausendelanger Anwendung ist das Wissen um die Wirkung der Knospen irgendwann verloren gegangen. Und so weiß heute kaum jemand über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von diesen besonderen Pflanzenteilen zu berichten. Es lohnt sich auf der Suche nach Rezepten mit Baumknospen nicht nur in neuer Literatur sondern auch in ganz besonders alten Kräuterbüchern zu stöbern.
Tiere sind uns da, wie so oft ein paar Schritte voraus – sie nutzen die Kraft der Knospen seit jeher – unsere Haustiere ebenso wie die Tiere in freier Wildbahn. Kranke Kühe oder Ziegen stärken sich ganz instinktiv und ohne Rezeptheft mit Ahorn, Esche & Co. Zum oftmaligen Leidwesen der Wald- und Gartenbesitzer knabbern Hirsche und Rehe nach einem langen, harten und entbehrungsreichen Winter gerne an den Knospen und jungen Trieben von Nadel- und Obstbäumen um schnell zu Kraft zu gelangen.
Warum sind die Knopsen so wertvoll?
Knospen sind klein – oft sogar winzig – und doch beinhalten sie die pure Lebenskraft der Bäume. „Um zu wachsen braucht eine Knospe, die Kraft des ganzen Baumes.Im Frühling steckt diese geballte Kraft in jeder einzelnen Knospe und das ist es, was sie so wertvoll macht.
Gemmomatzerate herstellen
Bevor ich euch nun verrate, wie ihr die Knospen für eure Gesundheit verwenden könnt, zwei sehr wichtige Punkte:
- Verwendet nur Knospen, die ihr zu 100% bestimmen könnt und von denen ihr wisst, dass sie nicht giftig sind.
- Erntet nur so viele Knospen wie wirklich benötigt; nie alle von einem Baum/Strauch und seid sorgsam beim Pflücken, damit der Baum nicht verletzt wird.
Im Gegensatz zu Kräutern, bei denen oft viel Pflanzenmaterial benötigt wird, reicht eine geringe Menge an Knospen um gute Wirkungen zu erzielen.
Äpfel erntet man im Kübel, Kräuter im Korb und Knospen im Fingerhut.
Um Die Wirkstoffe aus dem sogenannten Embryonalgewebe der Knospen zu extrahieren benötigen wir ein Auszugsmittel. Dies kann natürlich wie bei herkömmlichen Kräuteranwendungen Alkohol, Essig, Honig oder Wasser sein. Dr. Pol Henry – der Begründer der Gemmotherapie hat aber eine weitaus wirkungsvollere Methode entdeckt, um die wertvollen Stoffe aus den Knospen zu locken. Er verwendet eine Mischung aus Wasser, Alkohol und Glycerin.
Gemmomazerat Grundrezept
für eine Flasche mit 100ml
ca. 5 -6 Knospen
1 Teil Wasser
1 Teil Glycerin
1 Teil 40% Alkohol
Die Knospen werden gesammelt, mit einem Keramikmesser zerkleinert und in ein Glas gegeben. Danach kommen Wasser, Glyzerin und Alkohol zu gleichen Teilen dazu. Alles gut verschließen und für einen Monat geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung stehen lassen. Das Mazerat sollte jeden Tag gut geschüttelt werden.
Nach einem Monat wird das Mazerat abgefiltert. Um es Verwenden zu können, empfehle ich euch, es in eine Flasche mit Pump-Sprüh-Aufsatz oder eine Tropfflasche zu füllen. Bei Bedarf und Stärke des Problems 2-4 Mal pro Tag in den Mund sprühen oder 10 Tropfen einnehmen und die Schleimhäute damit gut benetzen.
Der heimliche Superstar der Gemmotherapie ist eindeutig die schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum). In der Phytotherapie gelten ihre Knospen als natürliches Kortison. Ihr Haupteinsatzgebiet sind Entzündungen und allergische Reaktionen. Auch zur Vorbeugung bzw. Linderung von Heuschnupfen und allergischem Asthma wird es eingesetzt.