Januar bedeutet in der Welt der Kräuter in unseren Breiten meist Ruhepause. In der Natur tut sich nicht viel – die Tage sind kurz, es gibt wenig Tageslicht, oft ist es bitterkalt und in vielen Regionen ist alles von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Halten wir uns länger draußen auf, wird uns kalt und im aller schlimmsten Fall können wir erfrieren. Wir Menschen sind einfach nicht dafür gemacht, dauerhaft der Kälte ausgesetzt zu sein. Doch wie machen das eigentlich Pflanzen? Immerhin sind sie ja immer draußen und können sich auch nicht einfach warm anziehen. Oder doch?
Schauen wir uns doch mal an, welche Strategien und Möglichkeiten Pflanzen sich angeeignet haben, damit ihnen eben nicht zu kalt wird und mit welchen Mechanismen sie selbst strenge Winter unbeschadet überstehen:
Strategie 1: Blattabwurf
Viele Pflanzen werfen im Herbst ihre Blätter ab. Sie minimieren dadurch den Wasser- und Nährstoffverbrauch und lagern wichtige Inhaltsstoffe in den Wurzeln ein. Laubbäume und Sträucher, sehen nach dem Blattabwurf im Winter meist völlig kahl und scheinbar leblos aus und befinden sich in einer Art Winterstarre. In den Leitbündeln, die sich in allen Ästen und auch im Stamm der verholzten Pflanzenteile befinden, wird im Winter nur minimal Wasser transportiert. Um das Einfrieren dieser Leitungsbahnen zu verhindern, wenden Bäume und Sträucher Strategie Nr. 2 – Frostschutz – an.
Wenn man sich die kahlen Äste der Bäume im Winter einmal genauer anschaut, entdeckt man dort viele kleine Knospen. Mehrjährigen Pflanzen wie Sträucher und Bäume bilden diese in der Regel im Frühling und Sommer des Vorjahres. Um das wertvolle Gut – den Inhalt der Knospen – zu schützen sind über den eigentlichen Knospenschuppen zusätzliche dicke, pergamentartige Schutzblätter (Knospenschuppen), welche mit einer harzig-wachsigen Schutzschicht und manchmal auch Haaren überzogen sind. Dies verhindert das Eindringen von Nässe, aber auch Pilzen und Bakterien in die Knospe und schützt auch vor Kälte.
Strategie 2: Frostschutz
Während die meisten Laubpflanzen und -bäume im Herbst zum Schutz also ihre Blätter abwerfen und im Winter kahl sind, tragen Nadelbäume (außer der Lärche) das ganze Jahr über ihr frisches, grünes Nadelkleid. Nadeln zählen zwar botanisch gesehen zu den Blättern, sind aber ganz anders aufgebaut als klassische Laubblätter. Diese würden durch ihren flachen und filigranen Aufbau im Winter ganz schnell dem Frost zum Opfer fallen. Die viel kleineren Nadeln hingegen bestehen zum einen aus einem festeren, robusteren Gewebe und enthalten ein Art Zucker der wie ein eingelagerter Frostschutz der Zellen funktioniert. So kann das Wasser in den Nadeln nicht gefrieren und die Zellen zerstören. Zusätzlich sind die Nadeln mit einer isolierenden Wachsschicht überzogen. Diese Art des Frostschutzes sehen wir aber nicht nur bei Nadelbäumen, sondern zB auch bei anderen immergrünen Pflanzen wie dem Efeu oder dem Buchs.
Strategie 3: Winterschlaf
Viele Pflanzen gehen während der kalten Wintermonate in eine Ruhephase. Sie halten ähnlich wie einige Tierarten quasi einen Winterschlaf. Dabei ziehen sie im Herbst ihre Nährstoffe in die Wurzeln zurück und reduzieren ihre Stoffwechselaktivität. Anders als bei verholzten Sträuchern, Stauden und Bäumen sterben alle oberirdischen Pflanzenteile ab. Die Wurzel ist unter der Erde gut geschützt vor dem Frost. So überdauert die Pflanze die Wintermonate, und sobald sich im Frühling der Boden erwärmt, beginnt die Pflanze aus der Wurzel wieder neu auszutreiben (zB Löwenzahn, Schafgarbe, Spitzwegerich, Melisse, Beinwell)
Strategie 4: Samen
Eine weitere Gruppe von Pflanzen, stirbt im Herbst mit dem ersten Frost komplett ab. Sie sind nicht winterhart, haben aber natürlich bereits bestens vorgesorgt, um den Fortbestand der Art zu sichern: sie haben Samen gebildet und diese auf verschiedenste Weise abgeworfen. Sie liegen – ebenfalls gut vor Kälteschäden geschützt – in oder auf der Erde, vielleicht bedeckt von Schnee und warten geduldig bis sie im Frühling das Startsignal zum Keimen bekommen. Manche Samen sind sogar auf Kälte und Frost angewiesen. Sie brauchen zumindest einmal Frost, damit sie anfangen können zu keimen. Das sind sogenannte Frost- oder Kältekeimer. Dazu zählen zum Beispiel Bärlauch und Waldmeister.
Ein richtig spannendes Thema oder? Bald erzähl ich dir mehr über Samen und ihr Keimverhalten.